BUND OV Dossenheim

Großes Interesse an der Amphibienexkursion im Steinbruch Leferenz

31. Mai 2022 | Leferenz, Amphibienschutz, Lebensräume, Klimawandel

Unter dem Motto „Es ist Zeit für unsere Amphibien zu handeln!“ stand die Amphibienexkursion des BUND Dossenheim, die unter regem Interesse von 48 Teilnehmerinnen und Teilnehmern am vergangenen Sonntag im Steinbruch Leferenz stattgefunden hat.

Viel zu entdecken gab es bei der BUND Amphibienexkursion im Steinbruch Leferenz  (Patricia Reister)

Mit Nachdruck, viel didaktischem Anschauungsmaterial und zahlreichen Beispielen aus der Umgebung berichtete Uwe Somplatzki, Mitvorsitzender vom BUND Hemsbach-Laudenbach, über die schwierige Situation der Amphibien in der Region, aber auch im ganzen Land. Zersiedelung, Flächenfraß, der voranschreitende Klimawandel mit zunehmenden Hitzewellen, Trockenperioden und ausbleibenden Regenschauern als auch nicht zuletzt der Rückgang der Insekten machen den Amphibien schwer zu schaffen, die sowohl intakte Lebensräume an Land und im Wasser benötigen. Während Zersiedelung und Flächenfraß ihre Lebensräume an Land ausräumen und durch immer neue Straßen und Wohngebiete von den Laichgewässern trennen, verschlechtert der Klimawandel zunehmend die Situation der Laichgewässer. Die trockenen Jahre 2019 und 2020, in denen vielerorts nahezu 100 % der Kleingewässer zur Laichzeit ausgetrocknet waren, sind nur ein Vorgeschmack und zeigen, wie dramatisch es um den Erhalt von Kleinbiotopen steht. Schließlich führt die Bedrohung der Insekten dazu, dass auch die Nahrungsgrundlage für die Amphibien vielerorts rapide schlechter geworden ist.

Es verwundert daher nicht, dass von den nur 21 Amphibienarten, die es in Deutschland gibt, jede zweite Art bestandsgefährdet ist, so die neue Rote Liste Deutschlands aus dem Jahr 2021. Die Frage, was wir zu einer Trendumkehr beitragen können und auch müssen, um unsere Amphibien zu erhalten, nimmt uns letztlich alle in die ethische Pflicht. Denn eines ist klar: Sind Amphibienarten erst einmal lokal, regional und nicht zuletzt überall einmal verschwunden, ist es zu spät. Ein Bereuen in zehn, fünfzig oder hundert Jahren kann heutige Versäumnisse nicht mehr auffangen. Vielmehr ist es an der Zeit, jetzt konkret und effizient zu handeln, um lokale Populationen zu erhalten und die Zahl der gelungenen Metamorphosen zu erhöhen, dabei gleichzeitig aber auch die Zeitkontingente der Ehrenamtlichen effektiv zu nutzen.

Immer deutlicher stellt sich heraus, dass der Einsatz von Edelstahlwannen, insbesondere bei den Artenschutzprojekten für die spätlaichenden Amphibienarten Gelbbauchunke und Wechselkröte, die in besonderem Maße von sich häufenden Hitze- und Trockenphasen betroffen sind, eine solch pragmatische Lösung ist. Gutes Anschauungsmaterial fand sich bei der Exkursion im Steinbruch in den fünf im Biotopbereich eingegrabenen Edelstahlwannen, in denen zahlreiche adulte sowie subadulte – also letztjährige – darunter auch mehrere sich paarende Gelbbauchunken sowie tausende Wechselkrötenkaulquappen tummelten. Dank Prädatorenschutz sind sie in den Edelstahlwannen nicht nur vor dem hitzebedingten Verlust ihrer Laichgewässer, sondern auch vor fischenden Waschbären gesichert.

Mit dem System der Edelstahlwannen ist auch die Frage nach einer unabhängigen Wasserversorgung verbunden, wie eine Situation deutlich machte, die Uwe Somplatzki nach dem Eingraben der ersten Edelstahlwanne vor zwei Jahren erlebte. Gerade einmal 1000 Liter Wasser habe er damals zum Befüllen der Wanne benötigt, aber weder Forst, Bauhof und Feuerwehr konnten ihm diese bereitstellen. Auch im Steinbruch Leferenz stellte sich bis zum letzten Jahr immer wieder die Frage, wo in heißen Sommern für natürliche Biotope das Wasser herkommen kann. Dank vielfacher Unterstützung – insbesondere durch die Feldbogenschützen Dossenheimer Steinbrecher e.V. - ist es im vergangenen Jahr gelungen, für die Ebene der Panoramaplattform eine unabhängige Wasserversorgung zu errichten. Pünktlich zur Exkursion wurde nun unser Antrag zur Sicherung der Wasserversorgung im Biotopbereich von der Unteren Naturschutzbehörde genehmigt, sodass die Arbeiten im Herbst beginnen können und das System im nächsten Jahr zur Verfügung stehen wird. In dieses Projekt werden auch die bei der Exkursion getätigten Spenden fließen, für die wir uns herzlich bedanken.

Die Ausführungen von Uwe Somplatzki begleitete Jochen Schmidt vom BUND Dossenheim, der seit vielen Jahre im Biotopschutz aktiv ist und den Steinbruch Leferenz bestens kennt. Er berichtete anschaulich allerlei Wissenswertes über die hiesigen Vögel. Anekdoten und anschauliche Beschreibungen der Gesänge machten es den Teilnehmerinnen und Teilnehmern leicht, die Arten kennenzulernen. So beschrieb er den Zaunkönig treffend als einen sehr kleinen Vogel mit enormem Stimmorgan. Jochen Schmidt erklärte, wie sich das melodische Flöten von Amseln und Mönchsgrasmücken unterscheiden lasse und dass es etwas Geduld brauche, um singende Mönchsgrasmücken im Gebüsch auch zu sehen. Sehr einprägsam war auch seine Merkhilfe zum Gesang der Singdrossel, der stets an dem „Stottern“ – also dem Wiederholen einzelner Gesangselemente – zu erkennen sei. Doch so friedlich wie die Nahrungssuche des Kleibers, charakteristischerweise meist kopfüber, auf den Ästen einer verdorrten Weide ist Vogelbeobachtung nicht immer. Spannend war die Beobachtung eines Eichelhähers, der als kleinerer Rabenvogel eine Rabenkrähe attackierte und aus seinem Revier vertrieb. Natürlich durfte auch der Uhu in seinen Ausführungen nicht fehlen, dient der Steinbruch Leferenz doch seit Jahren unserer größten heimischen Eule als Habitat, was nicht zuletzt am sehr erfolgreichen Artenschutz liegt, von dem die Großeule profitierte. Denn während Mitte der 1950er Jahre in Deutschland nur noch ca. 50 verbliebene Paare lebten, waren es 2020 allein 17 Paare im Rhein-Neckar-Kreis und der Stadt Heidelberg.

Weitere Informationen zum Amphibienschutz sowie ein Video vom Mai 2022 von einer aus der Edelstahlwanne rufenden Wechselkröte finden sie auf der Themenseite "Amphibienschutz im Steinbruch Leferenz".

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