Fledermäuse in Deutschland sind bedroht
Das auffälligste Merkmal der Fledermäuse sind ihre zu Flügeln umgeformten Vorderextremitäten. Bei einbrechender Dunkelheit machen sie sich auf die Jagd nach Insekten, bei der sie sich über Ortungslaute im Ultraschallbereich orientieren. Deren Echo lässt sie auch kleinste Beutetiere aufspüren. Tagsüber suchen sie in alten höhlenreichen Bäumen Unterschlupf, doch diese werden immer seltener.
Daher gelten von den 24 in Deutschland vorkommenden Fledermausarten derzeit nur zwei als ungefährdet. Sie leiden stark unter der intensiven Land- und Forstwirtschaft, deren Pestizide ihre Nahrungsgrundlage vernichtet. Auch sie leiden unter dem inzwischen bedrohlichen Insektensterben und Lebensraumverlust.
Optimierung der Winterquartiere im Naturschutzgebiet Schriesheimer Ölberg
Fatal wirken sich Störungen im Winterquartier aus: Aufgeschreckte Tiere können so viel Energie verlieren, dass sie im Frühling nicht mehr aus dem Winterschlaf erwachen.
Daher wurden 2015 drei Gebäude im Naturschutzgebiet Schriesheimer Ölberg als Quartiere für Fledermäuse optimiert. Die drei Gebäude sind Relikte aus der Zeit der aktiven Steinbrüche. Gegen den Hang gebaut und daher mit günstigen Voraussetzungen für ein frostfreies Innenklima und abseits der Wege gelegen, sodass Störungen durch Spaziergänger weniger zu erwarten sind, bieten sie ideale Voraussetzungen für Winterquartiere.
Fenster und Türen wurden nun teilweise bis auf kleine Schlitze zum An- und Abflug geschlossen, Hohlblocksteine aus Ton und Wandschalen angebracht und Maßnahmen zur Regulation des Innenklimas getroffen. Nun hieß es abwarten und regelmäßig kontrollieren.
Erfolge der optimierten Quartiere
Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Bereits im Folgejahr überwinterten die ersten vier Pipistrelloide in einem der optimierten Gebäude. Seither konnte über mehrere Jahre ein Zuwachs sowohl in der Artenzahl als auch in der Individuenzahl festgestellt werden. Es bleibt abzuwarten, ob sich dieser Trend weiter fortsetzen kann.
Besonderer Fund im Januar 2022
Seltene Mopsfledermaus im Winterquartier entdeckt
Im Januar 2022 konnte erstmals die Mopsfledermaus in einem Gebäude nachgewiesen werden. Die Art ist eng an reich strukturierte Wälder mit einem hohen Totholzanteil und alten Bäumen gebunden. Im Wald nutzen die Tiere meist kleine Spalten hinter abstehenden Rindenteilen oder an Stamm- bzw. Astabbrüchen. An waldnahen Gebäuden werden ebenfalls gern Spaltenräume in Anspruch genommen, z. B. hinter Holzverkleidungen an Scheunen. Diese werden oft jahrzehntelang von Fledermäusen als Quartier genutzt.
Wo immer möglich, sollten stehendes Totholz, absterbende Bäume sowie Höhlen- und Spaltenbäume grundsätzlich geschont werden. Zudem ist es nicht nur für die Mopsfledermaus hilfreich, Habitatbäume oder Waldrefugien auszuweisen. An bestehenden Gebäuden und Hochsitzen im Wald wäre es zur Ergänzung des Quartierangebotes speziell für die Mopsfledermaus zu begrüßen, wenn zusätzliche Spalten in Form von sogenannten Fledermausbrettern angebracht werden könnten.