Steinkauzschutz ist Landschaftsschutz
Kaum eine Eule ist so ein Sympathieträger wie der kleine koboldhafte Steinkauz, der 2021 in der Schweiz Vogel des Jahres ist. Doch so faszinierend er ist, so schwer gestaltet sich manchmal sein Schutz. Abhängig von offenen, grünlandreichen Landschaften mit ganzjährig kurzer Vegetation, einem großen Höhlenangebot, Sitzwarten und beweideten Grundstücken hat er es zunehmend schwerer. Denn die Landschaft, die er benötigt, wird immer seltener. In Deutschland stand er lange mit Zuordung in die Kategorie 2 (2003) und 3 (2013) auf der Roten Liste. Auch im Rhein-Neckar-Kreis ist der Bestand rapide gesunken.
Steinkauzschutz führt zur Bestandserholung
Brutpopulationsuntersuchung am Steinkauz
Beringungsprojekt der Vogelwarte Radolfzell
Ab dem Jahr 2022 unterhält Michael Ziara zunächst über einen Zeitraum von fünf Jahren das Beringungsprojekt "Brutpopulationsuntersuchung am Steinkauz" der Vogelwarte Radolfzell. Solche Beringungsprojekte sind personengebunden, da sie vor Genehmigung die erfolgreiche Teilnahme an einem theoretischen und praktischen Beringungskurs erfordern.
Beringungen
2022 konnten insgesamt 10 Steinkäuze beringt werden, davon 9 juvenile aus drei erfolgreichen Bruten mit jeweils 4, 3 und 2 Jungtieren.
2023 wurden im Rhein-Neckar-Gebiet 9 Revierpaare erfasst, von denen 4 erfolgreich brüteten. Bei den Beringungen in der Region wurden 8 Nestlinge und 2 Adulte beringt. 4 im Zoo Heidelberg erbrütete Jungkäuze wurden zur Vermeidung von Inzuchtdepression supplementiert.
2024 stieg die Anzahl der erfassten Revierpaare auf 14, von denen 10 erfolgreich brüteten. Bei den Beringungen in der Region wurden von 44 geschlüpften Nestlingen 40 beringt. Auch 2 adulte Tiere konnten beringt werden. 2 Wiederfunde ermöglichten Erkenntnisse über das Migrationsverhalten sowie die hiesige Brutpopulation. 4 im Zoo Heidelberg erbrütete Jungkäuze wurden zur Vermeidung von Inzuchtdepression supplementiert (s. unten).
Supplementierung
Seit der Brutsaison 2023 wird im Rahmen des Artenschutzprojektes zur Vermeidung von Inzuchtdepression in der lokalen Population durch die Supplementierung nachgezüchteter Tiere die genetische Vielfalt mit Genehmigung des Regierungspräsidiums Karlsruhe erhöht. Hierzu wurden 2023 die ersten vier im Zoo Heidelberg erbrüteten Jungkäuze ausgewildert. Sie erhalten neben dem Ring der Vogelwarte Radolfzell auch einen Züchterring. Mit den synchronen Kontrolle aller Nisthilfen ab Mitte Mai kann die für die Supplementierung nötige Auswahl einer zur Altersstruktur passenden Steinkauzbrut getroffen und das jeweils geeignetste Gelege ausgewählt werden.
Im Projektjahr 2024 wird bereits die Nachzucht eines zweiten Zuchtpaares ausgewildert. Es werden nur Nachzuchttiere genetisch untersuchter Elterntiere des in Deutschland vorkommenden westeuropäischen Haplotyps ausgewildert.
Von den 2023 supplementierten Steinkäuzen konnte 2024 einer als als brütendes Weibchen mit vier Nestlingen wiedergefunden und damit der Nutzen und Erfolg der Supplementierung eindrücklich belegt werden. Das Weibchen migrierte in ein angestammtes Steinkauzrevier, in dem seit Jahren die Bruten durch geringe Gelegegrößen und teils unbefruchtete Eier auffielen und den Verdacht der Inzuchtdepression in Folge der über Jahre kleinen und isolierten Population weckten.
Gemeinsam für den Steinkauz
Ansiedlungsprojekt in Kooperation
Um die Bestandsentwicklung dieser Eulenart im Rhein-Neckar-Kreis umzukehren, braucht es neben dem Einsatz für den Erhalt einer strukturreichen Landschaft eine enge Zusammenarbeit möglichst vieler Naturschutzverbände in möglichst vielen Gemeinden, die gemeinsam ausgehend von den beiden noch bekannten Standorten geeignete Lebensräume mit Niströhren ausstatten.
Im Sommer 2020 haben wir von Seiten des BUND Dossenheim in Kooperation mit dem Arbeitskreis Greifvogelschutz des NABU Heidelberg damit begonnen, geeignete Habitate auf Dossenheimer Gemarkung zu suchen und die Zahl der angebotenen Nisthilfen auf 15 erhöht und die bereits 2007 durch Florian Knappe begonnenen Maßnahmen intensiviert. Den ausführlichen Bericht finden Sie hier. Bis Dezember 2021 haben wir vom BUND Dossenheim weitere 28 Nisthilfen mit Zustimmung der jeweiligen Eigentümer bzw. Pächter zwischen Dossenheim, Schriesheim und Ladenburg installiert.
Im Winter 2020 wurde die Kooperation um den BUND Ladenburg ergänzt und die Bacherlebnisstation mit zwei Nistkästen ausgestattet. Derzeit betreuen wir vom BUND Dossenheim 43 Nistkästen.
Im Sommer 2021 suchte Michael Ziara den Kontakt zum NABU Weinheim, um das Kooperationsprojekt entlang der Bergstraße auszuweiten, erfreulicherweise konnten so direkt zwei weitere Brutpaare festgestellt werden.
Tipps für die Montage von Steinkauznisthilfen
Tipps für die Auswahl idealer Habitate
- Suchen Sie die Nähe zu beweideten Flächen, idealerweise montieren Sie die Nisthilfen direkt auf diesen.
- Versuchen Sie den Abstand zu stark befahrenen Straßen möglichst groß zu halten.
- Halten Sie auch zu Waldgebieten Abstand, in denen der Waldkauz als konkurrierende Eule vorkommt.
- Überprüfen Sie, dass das Loch direkt über einem Ast liegt, sodass die Jungvögel nicht herausfallen können.
- Schneiden Sie - in Absprache mit dem Eigentümer des jeweiligen Baumes - Äste ab, die einen freien Einflug verhindern.
- Versichern Sie sich bei der Auswahl von Kirschbäumen bei den Eigentümern im Vorfeld, ob die Kirschen geernet werden, da die Reifezeit mit der Jungenaufzucht zusammenfällt. Verzichten Sie im Zweifelsfall auf die Stelle.
Tipps zur leichteren Betreuung durch Ehrenamtliche
- Achten Sie auf eine leichte Zugänglichkeit der Nisthilfen beim Reinigen und ggfs. beim Beringen. Das bedeutet: montieren Sie die Nistkästen nicht zu hoch (zwichen 2,5 und 4 Metern) und antizipieren Sie mögliche Gefahrenstellen für die Ehrenamtlichen (z.B. Abhänge).
- Nutzen Sie als Einstreu gröbere Holzschnitzel. Sie saugen das Wasser zuverlässig auf und erhöhen die Haltbarkeit der Nisthilfen.
- Verwenden Sie einen einheitlichen Nistkastentypus mit einheitlichem Verschlusssystem, sodass nicht ständig die benötigten Werkzeuge gewechselt werden müssen.
- Als idealer Nistkastentypus hat sich eine von oben zu öffnende Nisthilfe mit versetztem Eingang erwiesen.
Nistkästen der Schülerfirma MIDENA
Bei den Nistkästen setzen wir auf rechteckige Kästen mit Maderschutz, die sich von oben öffnen lassen. Leichte Veränderungen führen zu höherer Praktikabilität bei der Reinigung und Beringung:
- Seitlich aufklappbares Dach; die Schaniere wurden etwa 0,5 cm in das Holz der Seitenwand eingelassen
- Verschluss über gegenüberliegenden Seite durch zwei zu einem Winkel gebogenes Lochbänder
- Boden wird zum leichten Wasserabfluss mit 6 Löchern versehen
- Dachpappe zur längeren Haltbarkeit
- Abflammen des Holzes als natürlicher Holzschutz
Gerfertigt werden sie nach unserer Bauanleitung von der Schülerfirma MIDENA Sunnisheim und finanziert durch den Landschaftserhaltungsverband LEV Rhein-Neckar e.V..