BUND OV Dossenheim

Zwei neue Edelstahlwannen verbessern das Angebot für die spätlaichenden Amphibien

05. März 2022 | Klimawandel, Lebensräume, Naturschutz, Amphibienschutz

Manchmal braucht es für alte Probleme den Mut zu neuen Lösungen. Eine solche einfache, aber sehr erfolgreiche Lösung sind die Edelstahlwannen, die seit dem letzten Jahr von uns im Amphibienschutz im Steinbruch Leferenz eingesetzt werden. Sie lösen das Problem, das viele Kleingewässer während der Laichzeit austrocknen und damit den Kaulquappen die Zeit für die Metamorphose fehlt. Da das Problem mit nahezu 100 % Ausfall der Kleingewässer zur Laichzeit in den besonders trockenen Sommern 2019 und 2020 immer drängender wurde, war es höchste Zeit für neue Wege. Denn die alten Methoden – die Gewässer zu vertiefen und ausbaggern – sind aufgrund langwieriger Genehmigungsverfahren, hoher Kosten und massiven Eingriffe in die Umgebung, häufig ineffektiv oder kommen schlichtweg zu spät.

Edelstahlwannen lösen alte Probleme beim Schutz der spätlaichenden Amphibienarten  (Patricia Reister)

2019 entstand daher die Idee, ein in der Schweiz sehr erfolgreiches Projekt zum Artenschutz mittels wasserdichter Kleinbiotope (Edelstahlwannen) auch im Rhein-Neckar-Kreis umzusetzen. Ziel ist es, den stark gefährdeten und nur noch in schwachen Populationen vorkommenden spätlaichenden Amphibien einen sicheren Lebensraum zur Fortpflanzung anzubieten und im Bereich der Vernetzung temporäre Trittsteinbiotope in ihrem ursprünglichen Lebensraum zu schaffen. 2020 erhielt der BUND Hemsbach-Laudenbach von der Sparda Bank eine Spende, die es ermöglichte, die ersten fünf Prototypwannen anzuschaffen und erste Erfahrungen zu sammeln. Durch den Schraubverschluss in der Mitte, ähnlich einer Badewanne mit Stöpsel, kann das Wasser abgelassen und die Gefahr vor Prädation der Kaulquappen durch Libellen- oder Gelbbrandkäferlarven beseitigt werden. Zusätzlich führt das Material dazu, dass sich das eingefüllte Wasser lange hält.

Nachdem in allen fünf Versuchswannen mit Kreuz- und Wechselkröte, Grasfrosch und Kammmolch vier Amphibienarten nachgewiesen und die Kreuzkröte in mehrere abgelaicht hatte, durchweg positive Erfahrungen gesammelt worden waren, gelang es, 2021 für die Biotopvernetzung in Baden-Württemberg den Landschaftserhaltungsverband Rhein-Neckar e.V. und für Hessen den NABU Heppenheim e.V. und NABU Kreisverband Bergstraße e.V. zur Finanzierung von 30 Wannen zu überzeugen. Insgesamt sieben von ihnen befinden sich nun in Dossenheim, worüber wir uns sehr freuen.

Erfahrung in Dossenheim

Im Jahr 2021 installierten wir Ende Mai bzw. Anfang Juni drei Edelstahlwannen im abgeschlossenen Biotopbereich. Bereits nach wenigen Tagen laichten Gelbbauchunken in allen drei Wannen, die im abgeschlossenen Bereich eingegraben wurden, ab. Kleine Laichklümpchen mit 2 bis 30 Eiern hefteten die Weibchen an Pflanzenstängel an. In jeder der Wannen tummelten sich wenig später ca. 200 Kaulquappen, die durch ein Estrichgitter vor fischenden Waschbären und Vögeln geschützt wurden. Nach acht Wochen hatten viele von ihnen die Metamorphose – also die Umwandlung von einer Larve zum ausgewachsenen Tier – bereits abgeschlossen. Bei einer ersten Zählung am 23. Mai (zu einem Zeitpunkt, als noch eine Mehrheit der Kaulquappen die Metamorphose noch nicht abgeschlossen hatte) wurden neben 43 adulten bzw. subadulten auch min. 56 juvenile Gelbbauchunken gezählt, so viele wie seit 2017 nicht mehr. Eine zweite Zählung am 23. August hat min. 81 juvenile Gelbbauchunken bei verbliebenen ca. 120 Kaulquappen ergeben. Eine dritte Zählung am 4. September ergab min. 170 Jungtiere.

Ausgehend von diesem Erfolg fühlten wir uns bestätigt, künftig für den Schutz der spätlaichenden Amphibien, Wechselkröte und Gelbbauchunke (beide Arten stehen auf der Roten Liste), auf dieses neue Lösungssystem zu setzen und mit einer zusätzlichen kleinen sowie einer großen Edelstahlwanne - Kostenpunkt etwa 1500€ - das Angebot zu verbessern. Bei bestem Frühlingswetter konnten wir die zusätzlichen Wannen nun Anfang März im Rahmen eines Arbeitseinsatzes der BUND-Arbeitsgruppe Leferenz eingraben. Das Wasser wird im Mai passend zur einsetzenden Laichsaison der spätlaichenden Amphibienarten eingefüllt. Da davon auszugehen ist, dass das Angebot in diesem Jahr ähnlich gut angenommen werden wird wie im vergangenen, werden die Kaulquappen während der Amphibienexkursion, am  29. Mai 2022, 18 Uhr zu beobachten sein.

Amphibienexkursion im Mai

Auf einer Exkursion berichtet Uwe Somplatzki, Mitvorsitzender vom BUND Hemsbach-Laudenbach, über die Situation unserer Amphibien in der Region, den allgemeinen Artenrückgang, aktuelle Bedrohungen und über aktive Naturschutzarbeit zum Erhalt unserer stark bedrohten Amphibienpopulationen. Begleiten wird ihn Jochen Schmidt vom BUND Dossenheim, der Wissenswertes über die Vögel im Steinbruch Leferenz berichten und Freude an der Vogelbeobachtung wecken wird.

Die Veranstaltung ist teilnehmerbegrenzt. Anmelden können Sie sich jetzt schon mit einer Email an m.ziara(at)web.de.

Zum Bericht "Wannen für den Amphibien-Nachwuchs" der RNZ

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