Bodenschutz ist Klimaschutz

05. Dezember 2022 | Augustenbühl, Nachhaltigkeit, Naturschutz

Am 5. Dezember ist der Tag des Bodens. Diesen Aktionstag möchten wir zum Anlass nehmen, um auf den hohen Wert unversiegelter Böden aufmerksam zu machen.

 (Patricia Reister)

Der Tag des Bodens würdigt eine häufig unterschätze endliche Ressource 

Böden sind wertvolle CO2-Speicher. Damit ist Bodenschutz gleichzeitig auch Klimaschutz. Hierzu lohnt ein Blick in den ersten bundesweiten Bodenzustandsberichts, den das Bundeslandwirtschaftsministerium bereits 2018 vorgestellt hat. Das wichtigste Ergebnis des Berichts war – und daran hat sich nichts geändert:

Böden sind weltweit nach den Ozeanen der zweitgrößte Kohlenstoffspeicher der Erde. Gesunde und fruchtbare Böden können dazu beitragen, den Klimawandel aufzuhalten. Denn weltweit ist im Boden viermal mehr Kohlendioxid gespeichert als in der oberirdischen Vegetation und zweimal mehr Kohlendioxid als in der Luft. Deutsche Böden enthalten insgesamt zwei Milliarden Tonnen Kohlenstoff. Die Agrar- und Waldökosysteme speichern zusammen so viel organischen Kohlenstoff wie Deutschland bei jetzigem Niveau in 23 Jahren an Kohlendioxid (CO2) ausstößt. Diese Zukunft sollten wir nicht verbauen.

Die Themen Bodenversiegelung und Flächenfraß sind auch in Dossenheim aktueller denn je.

An das europäische Vogelschutzgebiet „Bergstraße Dossenheim- Schriesheim“ angrenzend erstreckt sich der Augustenbühl, eine ökologisch bedeutsame Freifläche, bestehend aus vielen mosaikartigen Gärten, die aus der Ortsbebauung ausgespart ist, allerdings im Flächennutzungsplan als „Entwicklungsfläche Wohnen“ aufgeführt wird, sodass er zukünftig bebaut werden könnte. Gemeinsam mit dem Augustenbühl e.V. setzt sich der BUND Dossenheim seit Jahren für den Erhalt des Augustenbühl ein.

Im Sommer 2022 wurde in diesem Zuge das Umweltgutachten, das Bioplan - Gesellschaft für Landschaftsökologie und Umweltplanung GbR - im Auftrag des Nachbarschaftsverbands Heidelberg - Mannheim erstellt hat, sowie das Innenentwicklungskonzept der Gemeinde Dossenheim veröffentlicht. In der abschließenden Beurteilung der verschiedenen Schutzgüter, Boden, Klima/Luft, Pflanzen und Tiere, Artenschutz und Mensch heißt es im Umweltgutachten: „Unter Berücksichtigung der Auswirkungen auf die Schutzgüter ist das Gebiet [der Augustenbühl] großenteils als ungeeignet und hochempfindlich gegenüber Bebauung anzusehen.“, weshalb empfohlen wurde, das Gebiet möglichst umfassend aus der Planung zu nehmen und in seiner jetzigen Form zu erhalten.“

Dabei wurde der Augustenbühl mehrfach von Martin Müller, Leiter der Planungsgruppe des Nachbarschaftsverbandes Heidelberg – Mannheim, als die hochwertigste aller 90 (!) untersuchten Flächen in 18 Gemeinden des Rhein-Neckar-Kreises bezeichnet.

Die Dossenheimerinnen und Dossenheimer waren im Rahmen eines Bürgerbeteiligungsverfahren der Offenlage beim Nachbarschaftsverband dazu aufgefordert, ihre zentralen Argumente für eine Herausnahme des Augustenbühls aus dem Flächennutzungsplan einzubringen. BUND Dossenheim und Augustenbühl e.V. formulierten vier Fragen, die Mängel und Auslassungen des Umweltgutachtens sowie des Innenentwicklungskonzepts kritisch aufgriffen.

  • Artenschutz: Die Erfassung der Vögel wurde erst im Mai begonnen, sodass die Methodenstandards des Dachverbands Deutscher Avifaunisten (DDA) nicht eingehalten wurden. Ebenso blieben diverse – leicht zugängliche – Artennachweise zu Fledermäusen, Reptilien und Insekten unberücksichtigt. Warum wurde dieses Potenzial nicht genutzt und welche Auswirkungen hat dies auf die Vollständigkeit des Arteninventars im Umweltgutachten?
  • Lokales Klima: Laut Flächennutzungsplan ist der Augustenbühl einerseits aufgrund seiner ausgeprägten Vegetation selbst Kaltluftentstehungsgebiet, andererseits würde seine Bebauung aber auch die aus dem Odenwald heranströmende Kaltluft auf ihrem Weg in die darunterliegenden Ortsteile blockieren. Ist Ihnen diese für das lokale Klima Dossenheims immens wichtige Funktion des Augustenbühls bewusst und glauben Sie, dass es Sinn macht, deren Wegfall durch eine Verrechnung von „Ökopunkten“ ausgleichen zu wollen?
  • Leerstandskataster: Die Erfassung der Innenentwicklungspotenziale im DSK-Konzept erhebt ausschließlich Bauflächen (Baulücken, Nachverdichtung etc.), jedoch keinerlei Leerstände. Warum wird im Innenentwicklungskonzept das Potential von Leerständen nicht dargestellt, da dies leicht über Daten des Einwohnermeldeamtes und des Liegenschaftskatasters hätte ermittelt werden können?
  • Verkehr: Bereits jetzt erweist sich die Verkehrsführung im Bereich Lorscher Weg, Gassenweg, Am Rebgarten und an der Schranke im Übergang zur B3 als Gefahrenstellen für Fußgänger, insbesondere Kinder und Senioren, aber auch Tiere. Eine weitere bauliche Entwicklung würde dieses Problem massiv verschärfen. Wie soll damit umgegangen werden?

Auf alle vier Fragen erhielten wir von den jeweiligen Fachreferenten keine zufriedenstellende, oft sogar nur eine schwammige und ausweichende Antwort. Beim Thema Ausgleich des Kaltluftentstehungsgebiets wurde sogar klar formuliert, dass man selbst nicht wisse, wie hier ein Ausgleich funktionieren könne.

Diese Möglichkeit der Beteiligung mit einer Stellungnahme wurde von den Bürgerinnen und Bürgern rege genutzt. Wir erwarten nun die Veröffentlichung der 316 eingegangenen Stellungnahmen. Sobald diese öffentlich einsehbar sind, informieren wir Sie darüber.

Im vergangenen Jahr haben wir uns anlässlich des Tags des Bodens mit großer Resonanz an der Fotoaktion des BUND Landesverbands Baden-Württemberg beteiligt. Der BUND Dossenheim und der Augustenbühl e.V. riefen dazu auf, sich vor ihrer Lieblingsstelle im Augustenbühl fotografieren zu lassen. Dieser Aufforderung sind zahleiche Bürgerinnen und Bürger nachgekommen. Ihre Teilnahme zeigt ebenso wie die hohe Anzahl an eingegangenen Stellungnahmen, wie wichtig ihnen die Themen Flächenschutz, Erhaltung ökologischer hochwertiger Strukturen und der Erhalt des Augustenbühls beispielsweise als Kaltluftentstehungsgebiet sind. Da sich an der Aktualität dieser Themen nichts geändert hat, möchten wir noch einmal als sichtbares Zeichen unseres Einsatzes für dieses ökologisch hochwertige Gebiet die Fotos aus dem vergangenen Jahr veröffentlichen und damit betonen, dass vielen Dossenheimerinnen und Dossenheimern der Erhalt des Augustenbühls am Herzen liegt.

Alle Bilder finden Sie auf den beiden Webseiten https://dossenheim.bund.net/ und https://www.augustenbuehl.de/2021/12/05/fotoaktion-zum-tag-des-bodens/.

Dort finden Sie auch die wichtigsten Argumente, warum wir uns für den Erhalt des Augustenbühls einsetzen und eine Stellungnahme mit Kritik am Innenentwicklungskonzept der Gemeinde Dossenheim von Stefan Flaig, Ökonsult Stuttgart, vom Juni 2022.

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