BUND OV Dossenheim

Wald im Klimastress

26. August 2022

Dem deutschen Wald geht es so schlecht wie seit Jahrzehnten nicht, das zeigt auch der Waldzustandsbericht, den das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft 2021 vorlegte: Seit Beginn der Erhebungen war der durchschnittliche Kronenzustand unserer Waldbäume noch nie so schlecht. Nur noch jeder fünfte Baum ist gesund. Bei mehr als einem Drittel der Bäume sind die Kronen sogar deutlich aufgelichtet.

Trockenheit und Hitze versetzen den Wald auch in Dossenheim in Stress  (Patricia Reister)

Auch in Dossenheim sind die Hitzeschäden der Bäume im Wald offensichtlich. Sattes Grün ist dem Braungebrannten und Verdorrten gewichen. Wüsste man nicht, dass August ist, würde man annehmen, der Herbst hätte Einzug gehalten.

Der Befund ist nicht zu leugnen: Der Wald ist durch Dürre, Luftschadstoffe und eine vielerorts zu intensive Forstwirtschaft im Dauerstress. Um die gestressten Wälder in Deutschland besser gegen die Auswirkungen der Klimakrise zu schützen, brauchen sie eine schonende Behandlung, sodass mehr Feuchtigkeit im Wald verbleibt und dieser sich selbst stabilisieren kann. Nur so können die Wälder in Zukunft ihre – mehr denn je nötige – Funktion als Co2-Speicher weiterhin wahrnehmen. Wälder sind die Lunge unseres Planeten und eine der wichtigsten Kohlenstoffsenken, die das Klima stabilisieren. Doch derzeit drohen die Wälder in Deutschland vom CO2-Speicher selbst zur Quelle des Treibhausgases zu werden.

Umso wichtiger ist es, den Wald nicht durch fahrlässiges oder gar vorsätzliches Verhalten weiter zu schwächen. Aus diesem Grund gibt die BUND-Waldexpertin Nicola Uhde vier Tipps zu richtigem Verhalten in der Natur.

Richtig verhalten in der Natur bei Trockenheit

Wälder beherbergen nicht nur komplexe Ökosysteme mit unzähligen Tier- und Pflanzenarten, sie sind auch schützenswerte Naherholungsgebiete und Orte der Entschleunigung – und derzeit durch Hitze und anhaltende Trockenheit in vielen Regionen Deutschlands akuter Brandgefahr ausgesetzt. Im inzwischen vierten Jahr sind unsere Wälder extrem trocken, die Waldböden ausgedorrt, die Grundwasserspiegel abgesunken. Lokal und regional auftretende ausgiebige Regengüsse dringen nicht in die tiefen Bodenschichten vor. In dieser Situation reicht ein kleiner Funke, um einen Brand zu entfachen. 

Wie können Waldbesucher*innen mithelfen, Waldbrände zu vermeiden?

Nicola Uhde: „Seien Sie achtsam im Wald! Es braucht viele Jahrzehnte, einen abgebrannten Wald wieder aufzuforsten und das Leben in den Wald zurückzuholen. Es gilt der Grundsatz: Vorsorge ist besser als Nachsorge, das gilt auch für Waldbesucher*innen. Ausflügler*innen können sich vor einem Ausflug in den Wald auf den Internetseiten des Deutschen Wetterdienstes oder einer Wettergefahrenseite informieren, welche Waldbrandstufe für Ihre Region aktuell ausgerufen ist. Achten Sie zudem auf entsprechende Beschilderung im Wald. In trockenen Wäldern reicht ein kleiner Funke, verursacht durch eine Glasscherbe in der Sonne, eine Zigarettenkippe oder Funkenflug, um einen Wald in Brand zu setzen.“

Worauf ist beim Waldbesuch noch zu achten?

Nicola Uhde: „Wenn Sie mit dem Auto anreisen, parken Sie in Waldnähe bitte nur auf ausgewiesenen Parkplätzen. Viele Menschen wissen nicht, dass sich unter geparkten Autos durch die im Betrieb sehr heißen Katalysatoren eine enorme Hitze entwickelt, die mit Leichtigkeit trockene Gräser und Gestrüpp auf dem Boden entzünden kann. Diese Bodenbrände breiten sich gerade in Dürremonaten schnell aus und führen immer wieder zu verheerenden Waldbränden. Zugeparkte Waldwege sind zudem für Feuerwehren im Fall eines Waldbrandes ein echtes Problem, denn so kommen sie häufig nicht schnell genug zu den gefährlichen Brandherden.“ 

Was sollte ich noch tun, um Waldbrände zu vermeiden? 

Nicola Uhde: „Rauchen Sie bitte nicht im Wald oder in Waldnähe. In vielen Wäldern ist das Rauchen verboten. In Berlin ist dies zum Beispiel ganzjährig der Fall. Denn: Schon winzige, glühende Ascheteilchen einer Zigarette können einen großen Waldbrand auslösen. Für alle, die in der Natur rauchen, gilt daher bei Trockenheit ganz besonders: Nehmen Sie einen Taschen-Aschenbecher, eine kleine Metalldose oder ein leeres Marmeladenglas mit, schnippen Sie Ihre Asche beim Rauchen in dieses Gefäß und drücken Sie Ihre Zigaretten darin aus. Zigarettenkippen haben im Wald nichts zu suchen. Das gilt auch, wenn keine Brandgefahr besteht.“ 

Ist Grillen und Feuermachen im Wald denn überhaupt noch möglich? 

Nicola Uhde: „Auch beim Grillen gilt: Auf keinen Fall im Wald oder in Waldnähe! Natürlich können Sie auch außerhalb des eigenen Grundstücks im Sommer den Grill anwerfen. Achten Sie jedoch darauf, dass Grillen außerhalb von Privatgrundstücken nur dort erlaubt ist, wo ein entsprechendes Schild das Grillen gestattet. Abseits der ausgewiesenen Grillplätze darf nicht gegrillt werden. Wer den Rost auf einer Wiese oder im Wald anheizt, muss mit einer empfindlichen Geldstrafe rechnen. Bei hoher Brandgefahr ist das Grillen in der Landschaft oftmals gänzlich verboten, auch auf den Grillplätzen. Wenn der Grillspaß vorbei ist, entsorgen Sie bitte die Asche in die auf Grillplätzen vorgesehenen Aschecontainer. Ist dies nicht möglich, löschen Sie die Glut mit viel Wasser und entsorgen Sie die kalte Asche in den Müll. Denn Grillasche enthält viele Schadstoffe, die der Natur schaden. Daher diese bitte nicht einfach liegen lassen. Und grundsätzlich gilt: Nehmen Sie ihren gesamten Müll bitte wieder mit.“ 

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