Im Zentrum der Exkursion stand der Uhu, als größte heimische Eule. Seit Jahren brüten zwei Paare regelmäßig in den beiden Dossenheimer Steinbrüchen Leferenz und Vatter. Dass es in Dossenheim einmal gleich zwei besetzte Reviere geben würde, war im vergangenen Jahrhundert lange kaum vorstellbar. Denn Mitte der 1950er Jahre lebten in Deutschland nur noch ca. 50 verbliebene Paare. Gezielte Jagd, Aushorstungen und nicht zuletzt das Pflanzenschutzmittel DDT führten dazu, dass der Uhu in weiten Teilen Deutschlands nicht mehr vorkam. Letzte Rückzugsgebiete lagen am Alpenrand und in den südlichen Mittelgebirgen wie der Schwäbischen Alb, wo sich in unzugänglichen Felsnischen und aufgegebenen bzw. aktiven Steinbrüchen noch einige Paare hielten. Durch Auswilderungs- bzw. Wiederansiedlungsprojekte und konsequenten Schutz - teils mit intensiven Horstbewachungen - konnte der Bestand wieder stabilisiert werden. Mittlerweile ist er auf über 3.300 Paare in Deutschland gestiegen. Allein für Baden-Württemberg sind 2020 294 Revierpaare dokumentiert, 17 davon allein im Rhein-Neckar-Kreis und der Stadt Heidelberg.
Wenngleich die Bruthabitate des Uhus unterschiedlich aussehen können und von Kirchtürmen über Friedhöfe bis zu Industrie- und Brückenbauten reicht, ist die Wahl der beiden Dossenheimer Paare doch eher typisch. Denn häufig fällt die Wahl auf felsig strukturierte Landschaften mit offenen bis halboffenen Jagdflächen mit Nähe zu Wald und Gewässern. Nützlich für die Jagd in der Dämmerungszeit bzw. in der Nacht sind für den Uhu die für eine optimale Ausnutzung des Restlichtes optimal angepassten Augen, das dank Gesichtsschleier sehr gute Gehör und nicht zuletzt der dank eingebautem Schalldämpfer lautlose Flug, der es erlaubt, die Beutetiere zu überraschen. Grund für den geräuschlosen Flug ist die kammartige Zahnung der Schwungfedern, die laute Lufströhme durch vielfache Luftverwirbelungen verhindert.
An der Spitze der Nahrungskette stehend variiert seine Beute stark. So prädiert er Mäuse und Ratten, Igel aber auch größere Säugetiere wie Hasen, Kaninchen oder junge Füchse, Rabenvögel, Tauben sowie auch andere Eulen und Greifvögel, wie aus Gewölleuntersuchungen bekannt ist. Der Uhu ist daher ein typischer Nahrungsopportunist. Seine Flexibilität bei der Wahl von Brutplatz und Beute sind Hauptgründe für seine rege Bestandszunahme in den letzten Jahren.
Jetzt, im Januar, sind die Uhus in Hochbalzstimmung! Männchen und Weibchen sind besonders ruffreudig und singen im Duett. Bleibt das Wetter weiterhin so mild, ist damit zu rechnen, dass das Weibchen bald mit der Ablage des ersten Eies beginnen wird. Im Abstand von zwei bis drei Tagen werden dann zwei bis drei, selten mehr Eier gelegt und 34 Tage bebrütet und bis zur Eigenständigeit der Jungen nach fünf Monaten versorgt, ehe sie in der Dispersion aus dem Revier der Eltern gedrängt werden und ein eigenes suchen.
Etwa 20 Minuten nach Sonnenuntergang flog bei beiden Exkursionsterminen der Terzel auf einen der Bäume oberhalb der Abbruchkante und rief das typische, dumpfe „u-uuooh“, dem der Uhu seinen Namen verdankt, in Richtung des eigenen Brutplatzes und - als Signal für den Terzel im benachbarten Steinbruch - in Richtung Vatter. Durch Spektive und Ferngläser waren die während der Balz aufgestellten Federohren und der weiße Kehlfleck, der sich bei jedem Ruf aufbläht, gut zu erkennen. Die höheren nasal-klingenden Rufe des Weibchens waren - nach langen Duettgesängen in den Tagen zuvor - indes nur beim ersten Termin zweimal zu hören.
Wir bedanken uns bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern für ihr großes Interesse, die vielen anregenden Gespäche und für die zahlreichen Spenden, die wieder in unsere Arbeit für den Natur- und Umweltschutz fließen.
Den Bericht der RNZ finden Sie hier.