Projekt „Gemeinsam für den Steinkauz“ verzeichnet Rekordjahr

15. Juli 2024

Insgesamt 47 juvenile Steinkäuze wurden in dieser Brutsaison beringt - ein Rekord

14 Steinkauz-Revierpaare, von denen min. 10 erfolgreich gebrütet und min. 47 juvenile aufgezogen haben, von denen wiederum 40 beringt werden konnten – so die Zahlen der diesjährigen Steinkauzbrutsaison im Projektgebiet, das von Hembsbach-Laudenbach im Norden und Reiligen im Süden reicht. Vor dem Hintergrund der ernsten Ausgangslage vor vier Jahren scheinen die Zahlen einen überraschend schnellen Erfolg des Projekts zu dokumentieren, resultieren jedoch aus dem großen Einsatz aller Beteiligten und der gut gewählten Methodik, die die Grundlage des Projekts bildet:

Im Corona-Frühjahr 2020 bestand die Befürchtung, das lange Zeit einzig bekannte Steinkauzbrutpaar der Region verloren zu haben. Eine Trendumkehr musste ermöglicht und bestehende Maßnahmen intensiviert und professionalisiert werden. Es wurde damit begonnen, die bisherige Vorgehensweise kritisch zu überprüfen und geeignete Habitate im Umfeld des letzten bekannten Paares mit Nisthilfen der Schülerfirma MIDENA auszustatten. Eine großräumige Vernetzung der verbliebenen (Optimal)Habitate sowie der jeweiligen lokalen Natur- und Umweltschutzverbände in der Region wurde geschaffen. Mittlerweile umfasst das Projekt 137 Nisthilfen, verteilt auf 16 Gemarkungen, die im Frühjahr synchron von 27 Betreuer*innen kontrolliert werden, um so Steinkauzbruten festzustellen und die Beringung der Jungkäuze im Alter von zwei bis vier Wochen zu ermöglichen.

Seit 2022 ist das Beringungsprojekt "Brutpopulationsuntersuchung am Steinkauz" des Max-Planck-Instituts für Verhaltensbiologie (Vogelwarte Radolfzell), das Michael Ziara als Projektleiter und Beringer unterhält, integraler Bestandteil des Projektes. In den vergangenen beiden Jahren kündigte sich die Trendwende mit drei bzw. vier erfolgreichen Bruten in bis zu neun Revieren bereits an. In diesem Jahr jedoch ermöglichten das gute Mäuse- und stellenweise auch Maikäferjahr einen sprunghaften Anstieg auf 14 Revierpaare und min. 10 erfolgreiche und eine gescheiterte Brut. Sie verteilen sich auf folgende Gemarkungen: Heidelberg (2), Dossenheim (1), Ladenburg (4), Weinheim (2 geglückte, 1 gescheiterte), Hemsbach-Laudenbach (1). Der fest-gestellte Bruterfolg war dabei mit 4,4 Jungtieren pro erfolgreiche Brutpaare überdurchschnittlich groß. Die Gelegrößen verteilten sich wie folgt: ein 7er-Gelege, vier 5er-, drei 4er-, ein 3er-, ein 2er- sowie ein aufgegebenes 6er-Gelege. Insgesamt konnten 2024 doppelt so viele Steinkäuze beringt werden, wie in den beiden vorangegangenen Jahren zusammen.

Erste Wiederfunde bringen großen Erkenntnisgewinn

Bei den Beringungen gelangen in diesem Jahr die ersten Wiederfunde. Es wurden also adulte Steinkäuze in den Nisthilfen angetroffen, die bereits einen Ring der Vogelwarte Radolfzell trugen und die Identifikation sowie spannende Erkenntnisse über das Migrationsverhalten sowie die hiesige Brutpopulation ermöglichten. Das Weibchen des bisher größten Geleges im Untersuchungsgebiet stammt aus Rheinhessen, wo es vergangenes Jahr als Nestling beringt worden war und eine Strecke von ca. 25 km Luftlinie – inklusive mehrerer Autobahnen-, Schnellstraßen-, Bahntrassen etc. – überwunden hatte. Der zweite Wiederfund verhielt sich hierzu konträr und hat in einer Nisthilfe gebrütet, die gerade einmal 480 m Luftlinie von der entfernt liegt, die er im Jahr zuvor verlassen hatte.

Beide haben jedoch hinsichtlich der genetischen Vielfalt eine große Bedeutung, gerade letzterer, der 2023 im Heidelberger Zoo erbrütet, von Michael Ziara am 4. Juni entnommen und mit der Methode der Supplementierung in ein wildes Gelege ausgewildert wurde. Das Weibchen migrierte in ein angestammtes Steinkauzrevier, in dem seit Jahren die Bruten durch geringe Gelegegrößen und teils unbefruchtete Eier auffielen und den Verdacht der Inzuchtdepression in Folge der über Jahre kleinen und isolierten Population weckten. Dies war auch ursächlich dafür, dass das Projekt mit Genehmigung des Regierungspräsidiums Karlsruhe gezielt die genetische Vielfalt unterstützt und der Heidelberger Zoo hierfür mittlerweile sogar zwei Zuchtpaare hält. Es werden nur Nachzuchttiere genetisch untersuchter Elterntiere des in Deutschland vorkommenden westeuropäischen Haplotyps ausgewildert. Dieses 2023 supplementierte Steinkauzweibchen hat nun erfolgreich gebrütet und vier Jungtiere aufgezogen. Das mit dem Wiederfund gleich im ersten Jahr der Erfolg und Nutzen der Supplementierung so eindrücklich belegt werden konnte, ist ein besonderer Glücksfall, der alle Beteiligten enorm motiviert. Entsprechend wurden auch in diesem Jahr vier junge Steinkäuze aus dem Heidelberger Zoo in zur Altersstruktur passende wilde Steinkauzbruten in Ladenburg (2) und Heidelberg (2) ausgewildert.

Die Ergebnisse der diesjährigen Brutsaison sind ein großer Erfolg für das Artenschutzprojekt, der bereits jetzt die Spannung auf das kommende Jahr steigert. Denn die jungen Steinkäuze suchen sich gleich im ersten Jahr ein eigenes Revier und können bereits im Folgejahr brüten, wie auch die beiden Wiederfunde belegen. Bei 47 jungen Steinkäuzen stehen selbst bei einer durchschnittlichen Sterblichkeit von etwa 80% die Chancen gut, dass sich einige von ihnen im Untersuchungsgebiet niederlassen könnten. Andere Beringungsprojekte haben nämlich gezeigt, dass sich die meisten der Jungkäuze in weniger als 10 km Entfernung zum Geburtsort ansiedeln.

Herzlichen Dank!

Da dieses kooperative Artenschutzprojekt ohne die vielfältige Unterstützung und das Vertrauen aller Kooperationspartner*innen so nicht möglich wäre, möchten wir die Gelegenheit nutzen und uns bei allen ausdrücklich bedanken:

Herzlichen Dank an ...

  • alle Eigentümer*innen und Pächter*innen der vielen Privatgrundstücke für das Wohlwollen und das entgegengebrachte Vertrauen sowie die Möglichkeit, an geeigneter Stelle Nistkästen zu montieren.
  • alle Betreuer*innen für die regelmäßige und rechtzeitige Kontrolle und Reinigung der Nisthilfen.
  • dem Land Baden-Württemberg für die Finanzierung der Nistkästen durch den Landschaftserhaltungsverband (LEV) Rhein-Neckar e.V.
  • der Schülerfirma MIDENA mit ihrem Lehrer Stefan Würth für die zuverlässige Herstellung der Nistkästen.
  • den AK Greifvogelschutz des NABU Heidelberg, dem BUND Ladenburg, dem BUND Heddesheim, dem BUND Hemsbach-Laudenbach, dem NABU Weinheim, NABU Mannheim sowie dem NABU Leimen-Nußloch für die konstruktive und freundschaftliche Zusammenarbeit.
  • den Zoo Heidelberg für die tatkräftige Unterstützung des Projektes.

Wenn Sie das Projekt unterstützen möchten, können Sie dies gerne über eine Spende an den BUND Dossenheim - Spendenkonto IBAN: DE18 6725 0020 0009 2178 86 - tun. 

Zum Bericht der RNZ

 

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