Jahresrückblick 2024

22. Dezember 2024

Zum Jahresende möchten wir gemeinsam mit Ihnen auf das Jahr 2024 zurückblicken.

Beim kooperativen Artenschutzprojekt “Gemeinsam für den Steinkauz” verzeichneten wir in diesem Jahr mit 14 Steinkauz-Revierpaaren im Projektgebiet von Hemsbach-Laudenbach im Norden und Reilingen im Süden ein Rekordjahr. In den vergangenen beiden Jahren kündigte sich die Trendwende mit drei bzw. vier erfolgreichen Bruten in bis zu neun Revieren bereits an. In diesem Jahr jedoch ermöglichten das gute Mäuse- und stellenweise auch Maikäferjahr einen sprunghaften Anstieg auf 14 Revierpaare - darunter mind. 10 erfolgreiche Bruten und eine gescheiterte - mit mind. 47 Jungvögeln. Insgesamt konnten 2024 40 Individuen und damit doppelt so viele Steinkäuze beringt werden wie in den beiden vorangegangenen Jahren zusammen. Ein erster Wiederfund aus dem 25 km entfernten Kleinniedesheim bestätigt den Zuflug aus anderen Projektgebieten. Ein Kontrollfund eines im letzten Jahr aus dem Heidelberger Zoo supplementierten Jungkauzes belegt erstmals den Erfolg der Auswilderungsmethodik. Dieses 2023 ausgewilderte Steinkauzweibchen hatte bereits in diesem Jahr erfolgreich gebrütet und vier Jungtiere aufgezogen. Von der Treuhandstiftung Käthe Reinhart der Heidelberger Volksbank-Stiftung erhielten wir in diesem Jahr eine großzügige Spende für dieses Artenschutzprojekt.

Der Amphibienschutz im Steinbruch Leferenz profitierte in diesem Jahr von dem verhältnismäßig feuchten Frühjahr. Gerade die streng geschützte und stark gefährdete Gelbbauchunke (FFH-Richtline-Anhang II, Rote Liste Baden-Württemberg Kategorie 2) wurde durch die regelmäßigen Niederschläge fast wöchentlich zum Ablaichen angeregt. In allen drei im vergangenen Jahr durch das Land Baden-Württemberg sanierten Amphibienbiotopen entwickelten sich die Gelbbauchunkenkaulquappen optimal, sodass wir in diesem Jahr eine große Anzahl an “Hüpferlingen” dokumentieren konnten. Besonders über die vielfach erfolgreichen Metamorphosen auf der Ebene der Panoramaplattform haben wir uns sehr gefreut, da dort aufgrund des nicht mehr funktionstüchtigen Biotops seit Jahren keine Reproduktion mehr gelungen war. Die vielen strukturellen Maßnahmen wie der Aufbau eines autarken Wasserbevorratungssystems mit 23.000 Liter Regenwasser, die Sanierung zentraler Amphibienbiotope und die Zurverfügungstellung von 12 Edelstahlwannen als Ablaichhilfen, die wir in den letzten Jahren initiiert und umgesetzt haben, zeigen nun ihre Wirkung.                                                                      

Nach über 40 Jahren, in denen die Überplanung des Augustenbühls drohte, konnten nun 2024 für die aus dem Flächennutzungsplan entnommenen Bereiche gemeinsam mit dem Augustenbühl e.V. und Vertreterinnen und Vertretern des Bauamts der Gemeinde Dossenheim sowie des Landschaftserhaltungsverbands Rhein-Neckar e.V. erstmals Maßnahmen zur weiteren ökologischen Aufwertung ins Auge gefasst werden. Baumpflegearbeiten, Baumpflanzungen und Ausstattungen geeigneter Grundstücke mit Quartiermöglichkeiten für Vögel und Fledermäuse können in den nächsten Jahren umgesetzt werden. 20 Baumpflanzungen erfolgten bereits im November im Zuge der Obstbaumaktion des Vereins Blühende Bergstraße. Dies sind wichtige Schritte, auf die wir gemeinsam mit dem Augustenbühl e.V. viele Jahre hingearbeitet haben. 

Das nachhaltige Wohnprojekt “Feldwinkel” im Schwabenheimer Hof, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, so ökologisch wie möglich zu bauen, haben wir gerne in dem Vorhaben unterstützt, das Haus mit zwei geräumigen Spaltquartieren für Zwerg- und Breitflügelfledermaus sowie acht Mehlschwalbennisthilfen, zwei Spatzennisthilfen für je drei Haussperlingspaare sowie einer Halbhöhle für Hausrotschwanz, Grauschnäpper oder Bachstelze auszustatten, und haben diese Maßnahmen entsprechend finanziert. 

Mit dem Thema “Windkraft in Dossenheim” haben wir uns 2024 intensiv beschäftigt. Klimakrise und Biodiversitätskrise hängen miteinander zusammen, bedingen und verstärken sich gegenseitig, weshalb keine der Krisen isoliert betrachtet werden sollte. Ohne Klimaschutz wird die Biodiversität weiter zurückgehen. Ein fehlender Artenschutz senkt dagegen die Pufferwirkung der Natur und verstärkt den Klimawandel. Entsprechend sind für den BUND und den NABU Klima- und Biodiversitätskrise gleichrangig zu betrachten, wie beide Verbände in ihrem gemeinsamen Positionspapier betonen. Entsprechend stellen der Schutz des Klimas und der biologischen Vielfalt gleichrangige Ziele für beide Naturschutzverbände dar.

Bereits zum Ende des letzten Jahres hatten wir mit Sorge die mangelnde Sachlichkeit und Differenziertheit beim Thema “Windkraft in Dossenheim” beobachtet. Insbesondere bei den Themen Arten- und Naturschutz kursieren viele Falschinformationen und Simplifizierungen. Viele offene Fragen standen im Raum. Daher entschieden wir uns zu Beginn des Jahres als Beitrag zur Versachlichung der Diskussion ein umfangreiches FAQ zu erarbeiten, das auf unserer Homepage allen zur Verfügung steht und das wir in einer Artikelserie in den Gemeindenachrichten veröffentlichten. Bereits bei der Informationsveranstaltung am 31. Januar formulierten wir die Notwendigkeit vertiefender Prüfungen nach den Methodenstandards der LUBW, um mit diesen eine belastbare Datengrundlage zu schaffen, die eine seriöse und differenzierte Bewertung des Konfliktpotenzials erst ermöglicht. Bei der vom Forum Energiedialog organisierten Waldbegehung am 25. Juli wiederholten wir dies und formulierten unsere wichtigsten Forderungen an die Auswahl eines möglichen Projektierers gegenüber der Gemeinde Dossenheim und den Fraktionen des Gemeinderats. Mittlerweile herrscht in Dossenheim Konsens, dass im Rahmen einer speziellen artenschutzrechtlichen Prüfung (saP) die Realisierbarkeit eines naturverträglichen Ausbaus ergebnisoffen geprüft werden soll. Eine oberflächliche strategische Umweltprüfung wurde damit ausgeschlossen. Dies ist eine entscheidende Weichenstellung, mit der im weiteren Prozessverlauf Sachlichkeit, Planungssicherheit und Akzeptanz einhergehen. Der in Aussicht gestellte Projektbeirat, in dem wir uns konstruktiv einbringen würden, ermöglichte einen transparenten Prozess. Wir begrüßen es, dass unsere Anregungen bisher konstruktiv aufgenommen wurden und bieten diese im Rahmen des in Aussicht gestellten Projektbeirats zukünftig an. 

Eingebracht haben wir uns 2024 auch bei dem deutlich weniger in der Öffentlichkeit präsenten Thema der Biotopverbundplanung. Ein Biotopverbund ist ein Netzwerk aus Lebensräumen (Biotopen), das durch gezielte Planungen und Maßnahmen geschaffen wird, um die natürliche Vielfalt an Pflanzen und Tieren in einer Region zu schützen und zu fördern. Die Planung und Umsetzung des Biotopverbunds erfolgt bei uns im Zusammenschluss von 18 Städten und Gemeinden im baden-württembergischen Kerngebiet der Metropolregion Rhein-Neckar durch den Nachbarschaftsverband Heidelberg-Mannheim. Zum Auftakt des Planungsprozesses informierte der Nachbarschaftsverband gemeinsam mit dem zuständigen Fachbüro, welches die Kartierungen vornehmen wird, die Öffentlichkeit im Rahmen einer Informationsveranstaltung über Ziele und Mitwirkungsmöglichkeiten. Örtliche Interessenvertreter*innen und Gebietskenner*innen sollen im Prozess der interkommunalen Biotopverbundplanung ihre Expertisen einbringen. Als BUND Dossenheim nahmen wir an der Auftaktveranstaltung teil und werden uns in den nächsten Jahren an dem Prozess beteiligen.

Auf der BUND-Streuobstwiese haben wir in mehreren Arbeitseinsätzen die Obstbäume gepflegt, die Wiese zweischürig gemäht und das Mahdgut zusammengerecht. Der undicht gewordene Teich auf der Streuobstwiese wurde mit Unterstützung der Gartenbaufirma Wolf saniert und steht nun den Tieren im Natura 2000-Vogelschutzgebiet wieder zur Verfügung. Auch im Steinbruch Leferenz traf sich die Arbeitsgruppe zu Pflegeeinsätzen in den Biotopbereichen. Zwei interne Ausflüge für unsere Aktiven führten uns auf die Bacherlebnisstation nach Ladenburg und in die Rheinauen ins Naturschutzzentrum in Karlsruhe-Rappenwört, wo wir uns über dynamische Auen und natürliche Überschwemmungsgebiete informierten. 

Im Rahmen unserer Natur- und Umweltbildung haben wir Jahr 2024 verschiedene Veranstaltungen und Exkursionen angeboten, die insgesamt über 250 Interessierte nutzten. So boten unsere Aktiven eine Eulen-, Specht-, Amphibien- und Fledermausexkursion an und hielten einen Vortrag zum kooperativen Steinkauzschutzprojekt in der Region. Auch an dem Kinderferienprogramm der Gemeinde Dossenheim beteiligten wir uns. Unter dem Motto “Natur erleben im Steinbruch Leferenz" machten sich 14 Kinder gemeinsam mit der Naturpädagogin Birgitta Gräber-Bickel auf den Weg, den Steinbruch mit allen Sinnen zu entdecken. Der BUND-Landesverband kam im September mit einem ausgewählten Teilnehmerkreis zu uns nach Dossenheim, um unsere Arbeit beim Amphibienschutz im Steinbruch Leferenz, dem Steinkauzschutzprojekt sowie beim Thema Flächenschutz im Augustenbühl kennenzulernen. Die Landesvorsitzende Sylvia Pilarsky-Grosch lobte die gute Zusammenarbeit zwischen dem Landes- und unserem Ortsverband sowie unseren Mut, neue Wege zu gehen.

Darüber hinaus beteiligten wir uns bei bestem Frühlingswetter an dem vom Verein Blühende Bergstraße organisierten Blütenwegfest zwischen Dossenheim und Hirschberg. Mit einem Stand an unserer Streuobstwiese, wo auch der Regionalverband Rhein-Neckar-Odenwald vertreten war, haben wir über unsere lokale Arbeit im Natur- und Umweltschutz aufgeklärt. Ein reichhaltiges Kaffee- und Kuchenangebot lud zum Verweilen und Genießen ein.

Gemeinsam mit dem Landschaftserhaltungsverband Rhein-Neckar e.V. organisierten wir im Februar den Landschaftspflegetag am Blütenweg, um zugewachsene Trockenmauerabschnitte freizustellen. Mit der KjG (Katholische junge Gemeinde) haben wir im Rahmen der bundesweiten Aktion 72-Stunden um die katholische Kirche Quartierhilfen für Vögel und Fledermäuse installiert und mit “Konfis“ den Turmfalkennistkasten in der evangelischen Kirche für die nächste Brutsaison vorbereitet. Der Livestream aus dem Turmfalkennistkasten der evangelischen Kirche ermöglichte es, erstmals das Brutgeschehen über drei Kameraperspektiven live in Farbe mitzuverfolgen. 

Die Entscheidung der beiden Dossenheimer Kirchengemeinden, die jeweiligen Kirchen nicht wiederzubeleuchten, erachten wir als vorbildhaft. Daher erhielten im März die evangelische und katholische Kirchengemeinde in Dossenheim für ihre Entscheidung, der Umwelt zuliebe auf die Wiederbeleuchtung der Kirchen zu verzichten, die BUND-Plakette "Wir sind Nachtretter". Der BUND Baden-Württemberg möchte – mit Vorreiterrolle des BUND-Regionalverbands Rhein-Neckar-Odenwald, dem auch unser Ortsverband angehört – mit dem Projekt „Die Nachtretter“ die Dunkelheit der Nacht als schützenswertes Ökosystem begreifbar machen. Es ist ein deutliches Signal, dass beide Kirchen die Plakette gut sichtbar an den Kirchenportalen montiert haben und so auf den ökologischen Wert der Nacht aufmerksam machen und zur Nachahmung anregen. 

All dies wäre ohne unsere vielen privaten wie behördlichen Unterstützer, Förderer und Projektpartner nicht möglich. Daher möchten wir uns an dieser Stelle ganz herzlich für die wunderbare, engagierte, freundschaftliche und couragierte Zusammenarbeit bedanken.

Unser Dank gilt auch allen, die unsere Projekte mit kleinen und großen Spenden oder einer Förderung finanziell unterstützt haben. Diese Mittel ermöglichen uns ein parteipolitisch unabhängiges Engagement für den Arten-, Natur- und Umweltschutz.

Bei unseren Mitgliedern bedanken wir uns ganz besonders. Ihr macht den BUND im Bund, im Land, in der Region und vor Ort stark. Unsere poli­tische und wirtschaft­liche Unabhängig­keit ist unser höchstes Gut. Daher finan­zieren wir unsere Arbeit zum größten Teil aus Spen­den und Mitgliedsbeiträgen. Dabei sind regelmäßige Mitgliedsbeiträge für uns besonders wichtig, denn sie geben uns finanzielle Planungssicherheit. Hinzu kommt: Je mehr Menschen hinter uns stehen, desto größer ist unsere politische Durchsetzungskraft. Rund 675.000 Menschen unterstützen den BUND bundesweit. Somit ist klar: Unsere Stimme hat Gewicht und kann nicht überhört werden!

Bei der vorgezogenen Neuwahl des Bundestags am 23. Februar 2025 gilt es, Demokratie und Menschenrechte zu verteidigen sowie Umwelt- und Naturschutz durchzusetzen und in einem fairen, respektvollen und transparenten Wahlkampf dafür zu werben.

Unsere Projekte und Angebote führen wir auch 2025 fort. Den Auftakt macht am 19. Januar 2025 um 16:15 Uhr die Exkursion „Faszination Eulen”, zu der Sie sich unter m.ziara@web.de gerne schon jetzt anmelden können. Einen Überblick über unsere Aktivitäten finden Sie auch auf unserer Homepage unter dossenheim.bund.net. Abonnieren Sie unseren monatlichen BUNDbrief und folgen Sie uns auf Instagram.

Nun wünschen wir Ihnen ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest und ein friedliches und gesundes Jahr 2025! 

Ihr BUND Dossenheim

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