BUND OV Dossenheim

Verleihung der Plakette "Wir sind Nachtretter" an Dossenheimer Kirchengemeinden

10. Februar 2024

Verleihung der BUND-Plakette "Wir sind Nachtretter" an die ev. und kath. Kirchengemeinde Dossenheim anlässlich des Verzichts auf die Wiederbeleuchtung der Kirchen  (Dermot O'Connor)

Ganz schleichend ist die Nacht verloren gegangen und die Erde leuchtet in der Dunkelheit. Und das in Zeiten eines globalen Klimawandels und der unabdingbaren Notwendigkeit, unseren Energieverbrauch zu drosseln. Der BUND Baden-Württemberg möchte – mit Vorreiterrolle des BUND-Regionalverbands Rhein-Neckar-Odenwald, dem auch unserer Ortsverband angehört – mit dem Projekt „Die Nachtretter“ die Dunkelheit der Nacht als schützenswertes Ökosystem begreifbar machen und zu einem sinnvollen Umgang mit Licht anregen. Die Entscheidung der beiden Dossenheimer Kirchengemeinden, die beiden Kirchen nicht wieder zu beleuchten, erachten wir als vorbildlich. Daher erhalten die ev. und kath. Kirchengemeinden in Dossenheim für ihre Entscheidung, der Umwelt zuliebe das Licht ausmachen und auf die Wiederbeleuchtung der Kirchen zu verzichten, die BUND-Plakette "Wir sind Nachtretter".

Lichtverschmutzung beschreibt den Prozess der Aufhellung der Nacht und des Nachthimmels durch künstliches, das heißt elektrisches Licht. Seit seiner Erfindung vor rund 150 Jahren erhellen wir Menschen damit die Dunkelheit. Dabei brauchen Menschen und tagaktive Tiere die Nacht zum Schlafen und nachtaktive Tiere können ohne die Dunkelheit der Nacht nicht leben. Das Licht raubt nachtaktiven Tieren ihren Lebensraum, tagaktiven wie unseren Singvögeln die Nachtruhe. Dabei sind zwei Drittel aller Säugetiere nachtaktiv, darunter alle Fledermausarten, von denen einige gerade Kirchtürme als Lebensräume nutzen. Die extrem lichtscheuen Fledermäuse meiden beleuchtete Orte. Je mehr Kunstlicht überall, desto weniger Jagdgebiete und Quartiere finden sie. Bei den Schmetterlingen sind 80% nachtaktiv und werden neben weiteren Insekten im Sommer in großer Zahl von den Lampen angezogen, die sie so lange umkreisen, bis sie verenden. Auch Pflanzen reagieren auf Dauerbeleuchtung, die ihnen "Sommer" suggeriert. Entsprechend treiben sie früher aus und werfen das Laub später ab, was einerseits Frostschäden, andererseits weniger Dürreresistenz zur Folge haben kann. Aktuelle Forschungsergebnisse machen zunehmend Lichtverschmutzung zu einer der Hauptursachen für den rasanten Rückgang von nacht- und dämmerungsaktiven Lebewesen und das Insektensterben verantwortlich.

Kunstlicht gilt deshalb je nach Art und Ausmaß seit 2011 gemäß dem Bundesimmissionsschutzgesetz als schädliche Umwelteinwirkung. Ziel dieses Gesetzes ist es, neben dem Menschen auch Tiere und Pflanzen vor schädlichen Lichtimmissionen zu schützen. Auch in der Neufassung des Landesnaturschutzgesetzes vom 10.07.2023, die aus dem Volksbegehren „Rettet die Bienen“ hervorgegangen ist, befinden sich unter den Neuregelungen Vorschriften zur insektenfreundlichen Beleuchtung.

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