BUND OV Dossenheim

Wassersammeln für den Amphibienschutz – Fortentwicklung des Projekts einer autarken Wasserversorgung der Laichgewässer

23. Oktober 2022 | Amphibienschutz, Klimawandel, Lebensräume, Leferenz, Nachhaltigkeit, Ressourcen & Technik

Der diesjährige Hitzesommer hat uns allen erneut vor Augen geführt, dass der Wassermangel vor dem Hintergrund der voranschreitenden Klimakrise auch in den gemäßigten Klimazonen Mitteleuropas zu den großen Umweltproblemen gehört, die es im 21. Jahrhundert zu lösen gilt. Wasser zu sammeln ist eine ebenso alte, wie sinnvolle Lösung.

Das Projekt "Wassersammeln für den Amphibienschutz" geht weiter  (Patricia Reister)

Besonders betroffen sind die Amphibien, die sowohl intakte Lebensräume an Land als auch im Wasser benötigen. Während Zersiedelung und Flächenfraß ihre Lebensräume an Land ausräumen und von den Laichgewässern trennen, verschlechtert der Klimawandel zunehmend die Situation der Laichgewässer.

In den extremen Jahren 2019, 2020 und vielerorts auch 2022 trockneten unzählige Kleingewässer während der Laichzeit aus, sodass vielerorts ganze Generationen die Metamorphose, also die Entwicklung von der Kaulquappe zur Unke bzw. Kröte, nicht schafften.

Insbesondere die spätlaichenden Arten Gelbbauchunke und Wechselkröte, beide Stufe 2 der Roten Liste und in Anhang IV der FFH-Richtlinie, würden ohne Unterstützung den Wettlauf zwischen der Verdunstung und dem Austrocknen der Biotope einerseits und der Metamorphose andererseits regelmäßig verlieren. Die Sorge für ausreichend Wasser ist daher eine zentrale Säule im Amphibienschutz, der wir uns als BUND OV Dossenheim seit Jahren widmen. Bereits 2020 haben wir daher ein Projekt zur autarken Wasserversorgung der Laichgewässer initiiert. Zuvor waren wir auf externe Hilfen, unter anderem von Seiten der Feuerwehr, der Gemeinde Dossenheim, der Jägerschaft oder Privatpersonen angewiesen.

Grundlage für die autarke Wasserversorgung bildet die 100 m² große Dachfläche des Schießstandes des Feldbogenvereins Dossenheimer Steinbrecher e.V. auf der Ebene der Panoramaplattform, die wir dankenswerterweise nutzen können. Sie ermöglicht es uns, das anfallende Regenwasser zu sammeln. Bei einer Fläche von 100m² ist das ein enormes Potenzial.

Ausgehend von durchschnittlichen Jahresniederschlägen sind das knapp 50.000 Liter. 2020 konnten wir bereits mehrere IBC-Container aufstellen, die in den letzten beiden Jahren die unkomplizierte Versorgung der Biotope auf der Panoramaplattform ermöglichten. Allein in diesem Jahr haben wir die dortigen Biotope mit 18.000 Liter Wasser versorgt.

Nun konnten wir nach langer Vorplanung, behördlicher Genehmigung und einer finanziellen Förderung von Seiten der Unteren Naturschutzbehörde im Rahmen der Landschaftspflegerichtlinie Teil B das Projekt entscheidend weiterentwickeln. Am Wochenende setzten wir in Eigenleistung von 18 BUND-Aktiven die Arbeiten um, die uns erlauben, ab der nächsten Laichsaison auch die Edelstahlwannen im abgeschlossenen Biotopbereich autark mit Regenwasser zu versorgen. Dazu wurde am vergangenen Freitag bei strömendem Regen auf dem Gelände des Feldbogenvereins mit einem kleinen Bagger ein schmaler Graben gezogen, in dem anschließend auf einer Strecke von ca. 30 m ein PE-Rohr verlegt wurde.

Am Samstag gingen die Arbeiten – dieses Mal bei schönem Herbstwetter – im Biotopbereich weiter. Dort galt es, eine Fläche für das Depot der 15 jeweils 1.000 Liter fassenden IBC-Container vorzubereiten. Darauf konnten anschließend die Container platziert, mit grüner Schutzhülle verkleidet und miteinander verbunden werden.

Jetzt muss nur noch die Verbindung zwischen dem Endstück des eingegrabenen PE-Rohrs auf der Ebene der Panoramaplattform und den IBC-Containern im Biotopbereich hergestellt und dazu das PE-Rohr mit einem Höhenunterschied von etwa 30 m oberirdisch verlegt werden. Dann steht eine Infrastruktur zur Verfügung, die eine Versorgung der Amphibienbiotope mit insgesamt 23.000 Litern Regenwasser auf zwei Ebenen des Steinbruch Leferenz ermöglicht.

Bedanken möchten wir uns an dieser Stelle bei allen Beteiligten, insbesondere bei der Unteren Naturschutzbehörde für die finanzielle Förderung, bei dem Feldbogenverein Dossenheimer Steinbrecher e.V. sowie bei der Jägerschaft für die erneut sehr unkomplizierte Zusammenarbeit und nicht zuletzt bei allen BUND-Aktiven und unserem Baggerfahrer Richard Reister für die tatkräftige Unterstützung!

Es war uns eine Freude, gemeinsam mit Euch dieses langgehegte Vorhaben endlich umzusetzen!

 

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