BUND OV Dossenheim

Körnerbock im Augustenbühl

30. Juli 2021 | Nachhaltigkeit, Naturschutz, Augustenbühl

Der Körnerbock (Megopis scabricornis) ist eine bis 5 cm große Käferart. Die Larven entwickeln sich in besonntem, morschem Holz unterschiedlicher heimischer Laubbäume (außer Eichen) und Obst¬bäumen über drei bis vier Jahre hinweg. Besiedelt werden vor¬zugsweise abgestorbene Partien noch lebender Bäume in der Alters- und Zerfalls¬phase, seltener vollständig abgestorbene Bäume. Lebendes Holz kann der Körner¬bock wegen des Harzflusses nicht befallen. Die Flugzeit der nachtaktiven Käfer liegt zwischen Juli und Mitte September.

Körnerbock  (Gunnar Hanebeck)

Wie viele alt- und totholzbesiedelnde Käfer ist auch der Körnerbock weitgehend standort­treu; die jeweiligen Brutbäume werden über viele Jahre hinweg besiedelt. Die im Baum entwickelten Käfer legen zum Schlupf nicht jedes Mal ein neues Ausflugloch an, sondern nutzten oftmals bereits vorhandene Schlupflöcher der vorangegangenen Käfergeneration. Unter natürlichen Bedingungen dauert die Alters- und Zerfallsphase je nach Baumart etli­che Jahrzehnte bis einige Jahrhunderte. In der heutigen Kulturlandschaft sind aber abgängige Bäume kaum noch vorhanden; in der Forstwirtschaft werden die Bäume vor dem Eintritt in die Alters- und Zerfallsphase genutzt. Daher ist der Körnerbock selten geworden und bundes- sowie landesweit vom Aussterben bedroht (Rote Liste Kategorie 1). Weiterhin ist die Art nach der Bundesartenschutzverordnung streng geschützt. In Deutschland kommt er nur im Rheingebiet vor. In Baden-Württemberg hat der Körnerbock ein lückenhaftes Areal in der Rheinebene und der Vorbergzone des Schwarzwalds.

Im Augustenbühl in Dossenheim konnten bei einer Begehung am 4. März 2021 drei Brutbäume des Körnerbocks mit seinen unverwechselbaren Schlupflöchern festgestellt werden. In einem ca. 60 cm dicken Apfelbaum konnten drei Fraßgänge nachgewiesen werden. Aufgrund des starken Bewuchses durch Efeu sind große Stammbereiche nicht einsehbar gewesen, so dass weitere Schlupflöcher zu erwarten sind. In direkter Nachbarschaft steht eine Weide mit zahlreichen Fraßgängen und Schlupflöchern. Ein Teil der Weide ist vor einigen Jahren umgestürzt. Am aufgebrochenen Holz wurde ein adulter Körnerbock dokumentiert (M. Mehler, bestätigt durch G. Hanebeck). Ein weiterer Baum ist seit mehreren Jahren vollständig abgestorben und beherbergt aktuell vermutlich keine Larven mehr.

Schauen Sie doch auch einmal an Ihren Bäumen nach, ob sie die charakteristischen ovalen Schlupflöcher finden können. Sie sind so groß, dass man seinen kleinen Finger in das Loch stecken kann. In schwülwarmen Gewitternächten im Juli und August hat man dann die besten Erfolgsaussichten, das adulte Tier einmal selber zu sehen. Gerne bin ich bei der Bestimmung behilflich.

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