An das Vogelschutzgebiet „Bergstraße Dossenheim- Schriesheim" angrenzend erstreckt sich der Augustenbühl, eine ökologisch bedeutsame Freifläche, bestehend aus vielen mosaikartigen Gärten, die aus der Ortsbebauung ausgespart ist, allerdings im Flächennutzungsplan als "Entwicklungsfläche Wohnen" aufgeführt wird, sodass er zukünftig bebaut werden könnte. Gemeinsam mit dem Augustenbühl e.V. setzt sich der BUND seit 2018 für einen vollständigen Erhalt der Fläche ein.
Seit der Gemeinderatssitzung am 28. März 2023 und der Bestätigung des Beschlusses in der Verbandsversammlung des Nachbarschaftsverbandes Heidelberg-Mannheim am 12. Mai 2023 ist nun klar, dass der Einsatz mit einem großen Teilerfolg belohnt wurde. Nach über 40 Jahren, in denen die Überplanung des Gebietes drohte, sind nun 85 % der Gesamtfläche dauerhaft gesichert und können im Sinne des Arten-, Natur- und Umweltschutzes gepflegt und weiterentwickelt werden. Für die verbliebenen 15 % werden wir uns auch zukünftig einsetzen, da sie hochwertige Bereiche der Biotopstrukturen, Kernbereiche des Biotopverbunds und wertvollen Boden enthalten und damit schützenswert sind.
Warum wir uns für den vollständigen Erhalt des Augustenbühls einsetzen?
Lebensraum von Vögeln, Eidechsen, Fledermäusen, Amphibien, Insekten und Kleinsäugern
In Nord-Süd-Richtung zwischen dem Dossenheimer Rathaus und der Schriesheimer Strahlenburg erstreckt sich der Augustenbühl als eine circa 2,8 km lange Grünzugschneise. Sie besteht aus Kleingärten im Wechsel mit insgesamt ca. 4 ha Weinbergen und ist reich an heimischen Bäumen und Hecken, die vielen Vogelarten einen zusammenhängenden Lebensraum bieten. Daher wurde im Zuge der NATURA 2000 eine Ausweisung als Vogelschutzgebiet vorgesehen. Ökologisch lässt sich dieser Verzicht als Schutzgebietsausweisung nicht nachvollziehen. Auf eine Ausweisung dürfte nur verzichtet worden sein, um die Interessen der Gemeinde zur Ausweisung von Bauland zu schützen. Nachgewiesen wurden akustisch außerdem Breitflügelfledermaus, Zwergfledermaus, Kleinabendsegler und Langohrfledermäuse. Weitere Arten sind aufgrund des hohen Potentials des Gebiets anzunehmen.
Zukunft und Verantwortung
Die Ausweisung als zukünftiges Baugebiet trifft ein Gebiet, das über Dossenheim hinaus eine sehr hohe Bedeutung hat, sodass bauliche Eingriffe, nach Aussagen des Landschaftsplans, faktisch nicht oder nur sehr schwierig auszugleichen wären. Wir meinen, dass die Beibehaltung dieses Gebiets als Entwicklungsfläche (Wohnen) kein zukunftsorientiertes Ziel ist. Die Ausweisung mehrerer Schutzgebiete im Norden zwischen Dossenheim und Schriesheim war in den letzten Jahren für unsere Kinder und Nachfahren eine in hohem Maß zukunftsorientierte Entscheidung, an der es weiter festzuhalten gilt.
Bioklimatische Belastung
Die Bergstraßenhänge haben eine bedeutsame klimatische Funktion, indem sie dem Abfluss der im Odenwald erzeugten Kaltluft d.h. Frischluft dienen. Die Bergstraße weist mit 40% einen hohen Anteil windschwacher, austauscharmer Wetterlagen auf. Daher kommt dem Augustenbühl in der heißen Jahreszeit große Bedeutung bei der Ableitung der Kaltluft aus dem Odenwald und dem Kalkofental und damit der Abkühlung des Ortskerns zu. Im Stadtklimagutachten für die Stadt Heidelberg wird 2015 die Bedeutung der hangabfließenden Kaltluft aus dem Odenwald bestätigt, weshalb die Hanglage zwischen Handschuhsheim und Dossenheim seit Jahrzehnten aus stadtklimatischem Gründen von jeglicher Bebauung freigehalten wird. Die Hanglage Dossenheim-Schriesheim mit dem NATURA 2000 Gebiet ist aus klimatischer Sicht ähnlich zu betrachten. Einer Bebauung mit einem möglichen Bevölkerungszuwachs von bis zu 660 Personen würde auf jeden Fall zu einer Aufwärmung des gesamten Areals in Sommer führen. Von einer Bebauung dieses Gebiets ist wegen der allgemeinen Belastungssituation im „Ballungsraum Rhein-Neckar“ dringend abzuraten. Ein Erhalt der jetzigen Strukturen ist aus bioklimatischer Sicht unbedingt anzustreben. Eine raumplanerische Förderung dieser Strukturen kann wesentlich dazu beitragen, gesunde Lebens- und Wohnverhältnisse langfristig zu sichern. Vor dem Hintergrund eines voranschreitenden Klimawandels kommt der Berücksichtigung ortsklimatischer Zusammenhänge bei der zukünftigen Ortsplanung eine besondere Bedeutung zu.
Spekulation oder Planungs- und Rechtssicherheit
Die jetzige Einstufung des Gebiets als „kurz- bis mittelfristiges Potenzial“ bedeutet, dass „das Gebiet zur Eigenentwicklung des Ortes benötigt wird“. Dass der Augustenbühl bei der Ausweisung des Vogelschutzgebiets von der Gemeinde als Schutzgebiet abgelehnt wurde und heute auf Dauer den Status als Entwicklungsfläche (Wohnen) behalten soll, schafft einen Zustand, der wegen der Planungsunsicherheit für viele Landnutzer (gewerblich und privat) und hinsichtlich der Belange des Naturschutzes inakzeptabel ist.
Blühende Bergstraße
Der Charakter der Bergstraße und damit auch die Eignung als Lebensraum für Tiere und Erholungsraum für die Bewohner hat in den letzten Jahren stark gelitten, weshalb die Bergstraße bereits im Jahr 2006 vom Nachbarschaftsverband als Region auserkoren wurde, die durch verstärke Anstrengungen ökologisch aufgewertet wird. Umso widersinniger ist es, mit der Fortschreibung des Flächennutzungsplans eine der letzten idealtypischen Garten- und Streuobstlandschaften zu zerstören. Im Flächennutzungsplan selbst steht dazu: „An der Bergstraße bestimmen Rebhänge und Obstbäume zusammen mit Trockenmauern, einzelnen Gärten und einzelnen eingestreuten Gebüschen den Charakter der Landschaft. Ihre besondere Vielfalt erhält sie durch den mosaikartigen Wechsel unterschiedlicher Flächen. Diese Kulturlandschaft schließt direkt an die Orte an.“
Naherholungsgebiet
Der Augustenbühl ist ein bedeutendes Naherholungsgebiet, nicht nur für die Bewohner von Dossenheim, sondern auch im „Ballungsraum Rhein-Neckar.“ Der naheliegende „Blütenweg“, der durch den Augustenbühl leicht zu erreichen ist, ist ein überregionaler Wanderweg für Tagesausflügler. Die gute Lage zieht Menschen zu den Grundstücken, die die kleinparzellige Landschaft erhalten. Für das kinderreiche Dossenheim befindet sich hier ein gemeindeeigener Bolzplatz. Außerdem gibt es Grundstücke mit Tierhaltung und einen Jugendtreff. Gerade für Familien mit Kindern bietet das Areal mit Tierhaltung (Pferde, Ziegen, Hühner) sehr günstige Erlebnismöglichkeiten. Für Senioren ist es leicht zu Fuß zu erreichen. Kindergärten (z.B. Ev. Kindergarten am Kronenburger Hof) und Tagesmütter besuchen das Gebiet regelmäßig.
Bezahlbarer Wohnraum und Entwicklungsfläche
Hier wird kein für Durchschnittsverdiener bezahlbarer Wohnraum entstehen. Für eine zukunftssichere Entwicklungsfläche muss ein alternativer Standort mit weitaus geringeren Eingriffen in Natur und Landschaft gesucht werden.
Erfolge im Augustenbühl
- Bewussteinschaffung
- Abbau des Informationsdefizits
- Organisation der Bürgerbeteiligung gemeinsam mit dem Augustenbühl e.V.
- Entnahme von 85% aus dem Flächennutzungsplan
Impressionen aus dem Augustenbühl
Zu jeder Jahreszeit fasziniert der Augustenbühl, der mit seiner mosaikartigen Sturktur viele Möglichkeiten zu Naturbeobachtungen und -erlebnissen bietet.
Chronologie - Herausnahme aus dem Flächennutzungsplan
- 85 Prozent bleiben unbebaut (RNZ, 06.04.2023)
- Natur und Naherholung statt Wohnraum? (RNZ, 13.03.2023)
- Die Entscheidung fällt erst im Mai (RNZ, 07.02.2023)
- "Augustenbühl nicht bebauen" (RNZ, 30.01.2023)
- Mehr Wohneinheiten pro Hektar (RNZ, 22.07.2022)
- Viele wollen gar keine Bebauung (RNZ,09.07.2022)
- Wo kann Dossenheim noch wachsen (RNZ, 02.07.2022)
- BUND kritisiert ungezügelten Flächenverbrauch (RNZ, 19.07.2021)
- Offener Brief der BUND-Landesverbände Hessen, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg zum Flächenverbrauch (13.07.2021)
- Flächenverbrauch stoppen! (Bündnis 90 / Die Grünen, 29.06.2021)
- Neueste Entwicklungen im Gemeinderat (29. März bis 05. Mai 2021)
- Alte Baupläne sorgen für neuen „Unbill im Dorf“ (RNZ, 05.05.2021)
- Bericht der CDU zum Antrag der FW (GN, CDU, 30.04.2021)
- Flächengerechtigkeit - Bericht der FDP zum Antrag der FW (GN, FDP, 30.04.2021)
- Bezahlbarer Wohnraum in Dossenheim? GN, SPD, 16.04.2021)
- Antrag der Freien Wähler (29.03.2021)
- Leben und Wohnen – wie war das und wie wird es? (B90/Die Grüenen, 09.03.2021)
- Jetzt gibt es Alternativen zum "Augustenbühl" (RNZ, 03.11.2020)
- BUND besorgt über voranschreitenden Flächenverbrauch (Gemeindenachrichten, 09.10.2020)
- Stellungnahme des Augustenbühl e.V (31.01.2020)
- Augustenbühl bleibt das Reizthema in Dossenheim (RNZ, 08.01.2020)
- Gemeinderatssitzung vom 26.11.2019 (RNZ 06.12.2019)
- BUND Dossenheim und Augustenbühl e.V. überreichen Petition (25.11.2019)
- Stellungnahme zur Gesamtfortschreibung des Flächennutzungsplans (16.11.2019)
- Gemeinderatsmitglieder werden um ihre Meinung gebeten (10.09.2019)
- Damit es rund um Dossenheim noch lange blüht (RNZ, 14.04.2019)
- Eine Perle der Bergstraße (RNZ, 11.04.2019)
- Die Perle im Biotopverbund (B90/Die Grünen, 08.04.2019)
- Was passiert mit dem Augustenbühl? (RNZ, 28.02.2019)
- Bürgerinitiative Augustenbühl gegründet (Gemeindenachrichten, 23.11.2018)
- Zunehmender Flächenverbrauch (15.10.2018)
- Zustimmung ohne Bürgerumfrage (RNZ, 12.07.2018)
- Gefühl der Ohnmacht (RNZ, 12.07.2018)
- Die Kommunalwahl wird die Weichen stellen (B90/Die Grünen, 09.07.2018)
- Nebenschauplätze (21.06.2018)
- Ergebnis der Beteiligung der Behörden und der Öffentlichkeit (19.06.18)
- Augustenbühl - unsere Argumente (Gemeindenachrichten, 02.06.2018)
- Aktionsumzug begeistert Jung und Alt (Gemeindenachrichten, 16.05.2018)
- BUND übergibt Unterschriften gegen Flächennutzungsplan (14.05.2018)
- Aktionsumzug im Augustenbühl (12.05.2018)
- Augustenbühl soll eine "Grünoase" bleiben (RNZ, 14.05.2018)
- Umweltschützer wollen das Baugebiet Augustenbühl verhindern (16.03.2018)
- Stellungnahme (14.03.2018)
- Kein Baugebiet im Augustenbühl (26.02.2018)